Traditionelle Festtafel
Die Bewirtung von Gästen gehört zu den ältesten litauischen Traditionen und ist eine Selbstverständlichkeit für uns – Ohne Frage, wir halten uns gewissenhaft daran! Unsere Tradition schreibt vor, selbst ungebetenen Gästen etwas zu Essen aufzutischen. Die Feiertage verbinden wir mit viel Essen, ausgedehnten und herzlichen Unterhaltungen und Beisamensein mit der Familie.

Am Tag der Heiligen Drei Könige wird gewöhnlich das wichtigste Symbol der Festtage – der Weihnachtsbaum abgeschmückt und das Ende der Weihnachtszeit eingeleitet. Straßen und Gassen der Städte füllen sich mit Festumzügen zu Ehren der drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar. Wenn Sie sich genau umschauen, erkennen Sie an den Türen ein geschriebenes Namen- und Kreuzzeichen (+K+M+B). Das mit geheiligter Kreide aufgebrachte Zeichen, steht für den überbrachten Segen Gottes, dem dieses Haus zugeteilt wurde.

Am Dienstag, dem letzten Tag vor der Zeit der Besinnung und des Fastens, wird das Winterfest gefeiert – das turbulenteste im litauischen Kalender. Alle Menschen sind dazu aufgerufen, ausgelassen zu sein, viel zu essen und ordentlich Krach zu machen. Während der eigentlichen Faschingsfete kostümieren sich die Bewohner mit eindrucksvollen Masken, bei dem ein imitierter Kampf zwischen den Kostümierten den Sieg des aufbrechenden Frühlings über den Winter symbolisiert. Anschließend wird die Morė – eine mit Stroh gestopfte Puppe auf dem Feuer verbrannt, um die bösen Geister der letzten Jahre zu verjagen. Das eindrucksvollste Faschingsfest findet im Volkskundemuseum in Rumšiškės statt. Hier können Sie Dutzend verschiedene Eierkuchenvariationen und andere deftige Gerichte probieren.

An diesem Tag grünen und erblühen die Straßen der Groß- und Kleinstädte Litauens in voller Pracht - der Frühlingsanfang ist eingeläutet. Traditionellen Wacholderzweige oder reichhaltig verzierten geflochtenen Palmwedel – die „Verbos“ – werden in den Kirchen gesegnet, um das eigenen Haus vor dem Bösen und vor Unglück schützen. Oft werden die Hausbewohner mit dem geheiligten Palmwedel „abgeklopft“ – nicht zur Strafe, sondern um Gesundheit zu wünschen. Die Position des Palmwedelflechtens besteht in Litauen, besonders in Vilnius, seit Hunderten Jahren. Jeden Palmsonntag können Sie Verbos und Zweige in verschiedenen Größe und Formen vor den Stadt- und Dorfkirchen erwerben – ein wunderbares Souvenir aus Litauen!

Beim litauischen Osterfest gilt die Hauptaufmerksamkeit den Ostereiern. Die gefärbten und aufwendig verzierten Eier symbolisieren Wiedergeburt und neues Leben. Es gibt unzählige Technologien für die farbige Gestaltung– vom anspruchsvollen Schälschnitt und der Wachsmalerei bis hin zu alten Methoden, bei dem die Eier in einem Zwiebelschalen-Sud gekocht werden. Eier gehören als Hauptgericht auf jede litauische Festtafel, denn nach jedem Mahl erfolgt der Wettstreit, um das stärkste Osterei: Alle Anwesenden erhalten jeweils ein Ei, das im Uhrzeigersinn, mit dem Ei des Nachbarn, aneinandergeschlagen wird. Wer das letzte heile Ei in der Hand hält gewinnt.

In der kürzesten Nacht des Jahres wird das wichtigste litauische Fest der warmen Jahreszeit gefeiert. Die Romantik der Sommersonnenwende wird sie verzaubern. Im Schutze der Natur, beispielsweise auf den Burghügeln von Kernavė, dem Rambynas-Berg oder im Städtchen Jonava werden an diesem Tag traditionellen baltischen Festkränze aus Gräsern geflochten und zu Wasser gelassen. In den Abendstunden werden große Lagerfeuer entfacht. Es wird getanzt und gesungen. Dem beliebtesten aller litauischen Namen – Jonas – ist dieser Tag gewidmet.

Dieser Tag wird zu Ehren des einzigen litauischen Königs Mindaugas abgehalten, dessen Krönung an diesem Tag stattfand. In allen Groß- und Kleinstädten des Landes, wie auch in aller Welt – dort, wo Litauer leben, wird zum Staatstag jeweils zur gleichen Stunde, die litauische Hymne gesungen – der sogenannte „Nationalgesang“ von V. Kudirka. Diese erst weniger als ein Jahrzehnt bestehende Tradition ist eine der am erfolgreichsten angenommenen und landesweit beliebtesten.

Den wirklichen Geist dieses Festes werden Sie bei einem Besuch eines litauischer Dorf spüren. In jeder Kirche wird an diesem Tag das Ablassfest Mariä und Aufnahme in den Himmel gefeiert. Im Örtchen Pivašiūnai in der Region Alytus werden die größten Feierlichkeiten des Landes begangen. Bunte Sträuße aus den Blüten der schönsten Blumen und Getreideähren, dem Symbol für neue Ernte, stechen entlang der Straßen hervor. Während Mariä Himmelfahrt sind die Anlässe des christlichen und des landwirtschaftlichen Jahreszyklus (das Ende der wichtigsten Arbeiten des Jahres) perfekt aufeinander abgestimmt. Beisammensein und Gemeinschaftsgeist sind an diesem Tag besonders wichtig.

Wenn Tag und Nacht von gleicher Länge sind, die Tage langsam kürzer werden und sich die Natur auf den Winter vorbereitet - dann ist es Zeit, sich über die neue Ernte zu freuen. Zur Tag-und-Nachtgleiche können Sie Märkte und Stadtfeste erleben, auf denen die Güter des Herbstes zum Verkauf stehen, Strohskulpturen verbrannt und Lagerfeuer abgehalten werden. Am 22. September 1236 fand auch die „Schlacht von Schaulen“ statt, bei der die baltischen Stämme in gemeinsamen Anstrengungen den Schwertbrüderorden besiegt haben. Mit einem gemeinsamen Beschluss Lettlands und Litauens im Jahr 2000, wurde dieser Tag, zum „Tag der baltischen Einheit“ verkündet.

Wenn es eine Zeit im Jahr gibt, in der die absolute Mehrheit der Litauer zu Hause bei ihrer Familie ist, dann ist das zweifellos Heiligabend. An diesem Tag wird auf Fleisch gänzlich verzichtet, stattdessen wird die Festtafel mit jeweils 12 Gerichten gedeckt und mit der anschließenden Moonsuppe und „Kūčiukai“ gekrönt – kleine, leicht süße Kugeln aus Hefeteig und Mohn. Die Heilige Nacht ist die geheimnisvollste des Jahres. Glaubt man den Sagen der alten Heiden, können zu dieser Zeit die Tiere sprechen, das Brunnenwasser wandelt sich zu Wein und auch Weissagungen und Träume gehen in Erfüllung.

Die auf den Heiligen Abend und der wundersame Nacht folgenden Weihnachtstage sind ein Fest der Freude, des satten Essens und der Güte. In jedem Haus finden Groß und Klein Geschenke unter dem geschmückten Weihnachtsbaum. Die Gerüche von Fleischgerichten und traditioneller Küchen steigen in die Nase, und die Türklingel verkündet die Ankunft der Gäste – es ist an der Zeit, das größte Fest des Jahres zu feiern! Die Weihnachtsstimmung durchdringt nicht nur jedes Haus, sondern auch die Plätze und Straßen der Städte. Viele Konzerte, Aufführungen und Veranstaltungen für Kinder und Familien werden organisiert. Ein romantischer Spaziergang durch das Lichtermeer von Vilnius bleibt definitiv in Erinnerung.