Die inoffizielle Hauptstadt der Aukštaitija ist Panevėžys. Die kleine Großstadt agiert als Verwaltungs-, Wirtschafts-, und Kultursitz der Region und besticht durch die Harmonie von Neuem und Altem, von Urbanistik und Natur. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren nahezu alle Gebäude der Stadt in holzbauweise errichtet, doch ein Großbrand während des Ersten Weltkrieges, zerstörte die Stadt vollständig. Das heutige Stadtbild ist von einer industriellen Architektur des 19.- und 20. Jahrhunderts geprägt.
Panevėžys ist nicht nur die Endhaltestelle, der in Europa schon lange vergessenen Schmalspurbahn, sondern verbindet auch die beiden Landeshauptstädte Vilnius und Riga (Lettland) über eine alte Handelsroute. Ein Geheimtipp ist das Juozas-Miltinis-Dramatheater, dass unter Experten auch internationale Reputation genießt.
Die im Nordosten gelegene Stadt Utena beherbergt das landesweit einzigartige Keramikmuseum, das neben einer Werksschau, Keramikwaren aus allen Regionen Litauens präsentiert. Etwa sieben Kilometer nordwestlich des Ortes befindet sich der Park „Vyžuonėlių“ in dem sich das Atelierhaus der Malerin Marianne von Werefkin befindet. Ihrem Wirken ist es zu verdanken, dass sich der europäische Expressionismus in voller Blüte entfalten konnte.
Unweit der Via Baltica liegt das Örtchen Kėdainiai. Ein Besuch des verträumten Städtchens ist ein absolutes Muss für jeden Litauen-Liebhaber. Der Innenstadtkern besteht aus Gebäuden vom 15. bis 19. Jahrhundert, die gut erhalten und liebevoll renoviert, sich in einer bunten Komposition aus Gotik, Renaissance, Barock und Klassizismus aneinanderreihen. Die Stadt war einst das Zentrum der Reformation in Litauen. Noch heute gibt es hier eine evangelische Kirche, was im katholischen Litauen Seltenheitswert hat. Kėdainiai war bekannt für seinen religiösen und kulturellen Vielfältigkeit, sodass sich hier neben Deutschen, Polen und Juden auch auch Schotten ansiedelten.
Historisch bedingt ist die Aukštaitija reich an aristokratischen Landsitzen, die heute aufwendig restauriert, zu neuem Leben erweckt wurden. Die Gutshöfe sind ein beliebtes Ausflugsziel für Groß und Klein. Der Landsitz Burbiškis beispielsweise ist ein eleganter Palast mit großzügig angelegtem Park, in dem mehr als 30 Baum- und Sträucher-Arten leben. Das Herrenhaus wurde 1853 vom litauisch-polnischen Adelsgeschlecht Venclovavičiai erbaut und bleibt eines der schönsten Beispiele seiner Art in der Region. Das Gut wurde zum Landschaftsarchitekturreservat erklärt und ist in die Liste des europäischen Kulturerbes aufgenommen. Bitte verwechseln Sie diesen Landsitz nicht mit dem Herrenhaus Burbiškis im Bezirk Radviliškis. Hier findet einmal pro Jahr das Blütenfest statt, dass Tulpen in 450 Arten und Formen präsentiert.
Eine Reise wert, ist auch der Landsitz Pakruojis, das sich heute als Unterhaltungpalast präsentiert. Auf dem luxuriösen Anwesen werden inszenierte Führungen veranstaltet, bei denen sich die Besucher in die Rolle der Gutsbesitzer hineinversetzen können. Neben einem lebendigen Museum beherbergt der Palast eine Brauerei, eine Parfümerie, ein Hotel, ein Kino, Wellnessoasen und ein Gourmet-Restaurant. Auf Wunsch können auch private Konferenzen und Veranstaltungen organisiert werden.
Nahe der lettischen Grenzen, in einer sehr reizvollen Landschaft gelegen, findet sich das Örtchen Biržai mit dem Tiškevičius-Schloss. Die Stadt mit gerade mal 14.000 Einwohnern und einem liebenswerten dörflichen Charme, ist in ganz Litauen für seine Bierbraukunst berühmt.
Wer weg von Aristokratie, die Ruhe der Natur sucht, ist im Nationalpark Aukštaitija richtig aufgehoben. Im ältesten Nationalpark Litauens, auch litauisches Bergland genannt, befinden sich insgesamt 126 Seen, die durch 34 Flüsse und Bäche miteinander verbunden sind – eine fast unerschöpfliche Quelle neuer Routen für Kanufreunde. Die Reservate beherbergen ursprüngliche Sumpflandschaften, unwegsame Urwälder und sehr seltene Vogel- und Pflanzenarten, die nur mit einem fachkundigen Führer erkundet werden können. Unweit des Parkes befindet sich die Stelmužė-Eiche – der König unter den litauischen Bäumen, mit einem geschätzten Alter von 2000 Jahren. Die Stieleiche ist die drittälteste und mächtigste Europas.
In den Badeorten Zarasai, Anykščiai und Kupiškis befinden sich groß angelegte Wassersportparks mit Surfanlagen und Rutschen. Wintersportfreunde sollten unbedingt das Örtchen Ignalina besuchen, wo es Pisten für Abfahrt- und Langlaufski, Rodelbahnen und Eisflächen zum Schlittschuhlaufen gibt.