Marijampolė ist die inoffizielle Hauptstadt der Region. Gründung und Namensgebung verdankt das Städtchen dem Marianenkloster, das sich im Zentrum der Altstadt befindet. In der Basilika des heiligen Erzengels Nikolaus ruhen die sterblichen Überreste des gesegneten Erzbischofs Jurgis Matulaitis. Der Ort ist deswegen nicht nur ein wichtiges Pilgerzentrum für Litauer, sondern auch für Gläubige aus aller Welt.
Höhepunkt des Jahres ist das Kunstsymposium „Malonny – Marijampolė, New York, London: Migration der Ideen“. In den frühsommerlichen Monaten treffen lokale auf internationale Künstler und verwandeln die Stadt in einen kreativen Brennpunkt aus Straßenkunst und Lichtinstallationen.
Wer weg von der Gegenwartskunst, die Geschichte der Region hautnah erleben will, sollte einen Ausflug mit Auto oder Bus einplanen. Der Weg durch die verträumte Gegend führt vorbei an herrschaftliche Landsitzen, die die aristokratische Vergangenheit der Region widerspiegeln. Den Besucher erwarten beeindruckende Bauwerke, die umrahmt von prachtvollen Parkanlagen, zu ausgiebigen Spaziergängen einladen.
Unweit von Marijampole, gelegen an der einst wichtigsten Handelsroute in das alte Preußen, befindet sich Vilkaviškis (dt. Wilkowischken). Das Örtchen beherbergt das Herrenhaus Paežeriai, das heute zu den ältesten Landsitzen Litauens gehört und im typisch, klassizistischen Stil des späten 18. Jahrhunderts erbaut wurde. Leer steht es nicht, denn nach Renovierungsarbeiten können Besucher heute das aufwendige Interieur, das Landeskundemuseum sowie das Kulturzentrum der Suvalkija darin besichtigen.
Südlich der Memel befindet sich Šakiai – eine Stadt mit drei weiteren Palästen von beachtlicher Baukunst und Größe: Gelgaudiškis, Zypliai und Kiduliai. Ein Besuch lohnt sich, denn regelmäßig werden Konzerte, Exkursionen, Freizeit- und Bildungsprogramme veranstaltet sowie Verkostungen litauischer Gaumenfreuden angeboten.
Reich an grüner Vielfalt und blühender Natur ist auch das Örtchen Sudargas. Den fruchtbaren Boden verdankt der Landstrich den Flüssen Nemunas und Šešupė, die das Dorf von beiden Seiten eingrenzen. Genau wie in der alten litauischen Hauptstadt Kernavė, haben hier einst fünf Burgen gestanden. Heute erinnern nur noch die hügeligen Weiten an die mittelalterlichen Befestigungsanlagen, von denen jedoch das großflächige Gebiet der Suvalkija besonders gut betrachtet werden kann.
Šakiai und Sudargas trennt eine Autofahrt von 30 Minute – immer entlang des litauischen Wasserriesen Nemunas (dt. Memel). Die deutsche Bezeichnung „Memel“ leitet sich wahrscheinlich aus dem Kurisch-Litauischen ab: memelis, mimelis (stiller, langsamer, schweigender).
Im Südwesten der Suvalkija eröffnet sich der Landstrich Sūduva (Sudauen) mit einer malerischen Anhöhe – das Wystiter Hügelland, das für einen raschen Landschaftswechsel sorgt. Hier befindet sich auch der Vištytis-See, der unter den Bewohnern und Nachbarn wegen seines besonders sauberen Wassers beliebt ist. Immer Sommer dürfen die Badesachen nicht vergessen werden, doch Obacht – schwimmen Sie nicht zu weit hinaus! Durch den See verläuft die Grenze der Europäischen Union.
Kaum zu glauben, aber wahr – in dieser Gegend kann auch dem Wintersport gefrönt werden, denn die hiesigen Berghänge sind mit Skiliften und Skitrassen ausgestattet. Freunde der langsameren Fortbewegung können in Vištytis zwischen verschiedenen Wanderwegen wählen.
Die „geschwungene Šešupė der Suvalkija“ ist eine Trasse für Wassersportfreunde von eindrucksvoller Länge. Mit dem Kanu kann eine Strecke von 200 km zurückgelegt werden. Ganz wichtig: Auf den letzten 50 km, trifft man auf die Außengrenze der Europäischen Union, deshalb sind Dokumente leider zwingend notwendig. Doch mit einem gültigem Visa, kann sogar die Ostsee erreicht werden.
Das Flachland der Suvalkija eignet sich hervorragend für Reisende, die lieber auf zwei, statt vier Rädern unterwegs sind. Über einen modernen Fahrradring, hinweg durch Wälder und Wiesen, vorbei an den Städten Marijampolė, Vilkaviškis, Vištytis, Sudargdas und Šakiai, kann die 311 km langen Route auch mit der polnischen Region Suwałki verbunden werden.