R. Pasiliauskas / „Suvalkietis“

Suvalkija. Menschen und Kultur

Südlich des linken Memelufers, entlang der Grenze zu Polen, Kalingrad und Weißrussland, befinden sich die kleinsten ethnografischen Regionen Litauens: Suvalkija, Sūduva (dt. Sudauen) und Užnemunė.

Die hier einst ansässigen Sudauer zählen zu den ältesten baltischen Stämmen. Ihre Spur kann bis in das zweite Jahrhundert zurückverfolgt werden – mehr als 800 Jahre vor der ersten schriftlichen Erwähnung Litauens 1009!

Nach den zahlreichen Offensiven der Kreuzritter und der siegreichen „Schlacht von Tannenberg“ im Jahre 1410, wurde die Region dem Großfürstentum Litauen angeschlossen. Die historischen Ereignisse haben aus Suvalkija eine ganz eigene, ethnografische Region entstehen lassen, die aus Bewohnern unterschiedlicher Herkunft besteht.

Obwohl es sich historisch und kulturell anders entwickelte, als der übrige Teil Litauens, bildete der sulwalkische Dialekt, die Grundlage für die moderne litauische Sprache. Auch viele berühmte Persönlichkeiten stammen aus dieser Gegend, wie zum Beispiel Vincas Kudirka, der Komponist der litauischen Nationalhymne, der Sprachwissenschaftler Jonas Jablonskis sowie der Volkspatriarch Jonas Basanavičius.

Die Leibeigenschaft wurde sehr viel früher als in anderen Regionen aufgehoben, weswegen sich die suwalkischen Landwirte zu den Wohlhabendsten des Landes etablieren konnten und Wegbereiter einer neuen fortschrittlichen Ära wurden. Auch das eingeführte Erbrecht trug zu einem neuen Verantwortungssinn bei, denn Hof und privater Besitz ging nach Ableben des Gutsherrn, an den ältesten Sohn über.

Generell schreibt man den Sulwaken zu, rationale, sparsame und sehr einfallsreiche Menschen zu sein. Ihr Innovationsgeist hat sich auf alle Bereiche des Lebens übertragen. Die Räucherkammern befanden sich beispielsweise über dem Ofen, sodass Holz eingespart werden konnte; Hundehütten hatten Türen, damit die Tiere bei Frost nicht erfrieren und Wassereimer wurden mit Schlössern versehen.